
der Kolpingsfamilie Hochzoll von 1920 bis 2007
87 Jahre Kolpingsfamilie Augsburg-Hochzoll
Im Sommer des Jahres 1920 war in Hochzoll der Wunsch laut geworden, einen
katholischen Gesellenverein zu gründen. Der damalige Stadtpfarrer Josef
Wassermann hatte vor kurzem einen Kaplan, Herrn Franz Römer, zu seiner Entlastung
erhalten. Dieser scheute nicht Zeit und Mühe, katholische Vereine zu gründen.
Nach dem männlichen Jugendverein entstand der Mädchenjugendverein und am 22.
Juni 1920 trafen sich 20 junge Männer in der damaligen Bahnhofgaststätte Probst,
Friedbergerstraße, zur Gründung eines katholischen Gesellenvereins. Ferner waren
noch anwesend H. H. Stadtpfarrer Wassermann und H. H. Stadtkaplan Römer. Dieser
wurde vom Stadtpfarrer als Präses vorgeschlagen, was allseits Zustimmung fand.
Für die erste Vorstandschaft wurden
gewählt:
Präses H. H. Stadtkaplan Franz Römer
Vorstand Anton Meyer
Schriftführer August Saumweber
Kassier Ernst Seifert
Ordner Mathias Schilling
Zeugwart Josef Klostermaier
Vereinskomiker Karl Lieb
Am 4. Juli 1920 fand im Vereinslokal Probst
die offizielle Gründungsversammlung, in Anwesenheit des Gesellenvereinspräses von Augsburg Zentral H. H. Steinhard,
statt. Es folgten weitere
Versammlungen, meist im Abstand von zwei Wochen.
Am 9. Januar 1921 war die erste
Generalversammlung mit bereits 25 Mitgliedern, die im Wesentlichen die alte
Vorstandschaft im Amt bestätigte. Präses war damals H. H. Stadtkaplan Hugo Greil.
Ausflüge, Namenstagsfeiern der Präsides, sowie Weihnachtsfeiern mit kleinen
Theateraufführungen trugen wesentlich zum Wachstum des Vereines bei.
Ein großer Tag war die Weihe der neuen
Gesellenvereinsfahne am 6. Juli 1924. Abordnungen von 23 Vereinen waren mit
ihren Fahnen erschienen. Um 6 Uhr begann das Fest mit dem Weckruf. Der
Festgottesdienst mit Fahnenweihe wurde von H. H. Stadtpfarrer Josef Wassermann
um 10 Uhr gehalten. Patenverein war der Gesellenverein Augsburg Zentral. Das
Mittagessen wurde gemeinsam im Vereinslokal Bahnhofgaststätte Probst
eingenommen. Nachmittags war der große Festumzug in Hochzoll, dem sich der
gemütliche Teil der Feier im Wirtsgarten anschloss. Mit Musik und geselliger
Unterhaltung klang der Abend aus.
Bei den nächsten Fahnenweihen in Augsburg
und der näheren Umgebung war Hochzoll nun mit eigener Fahne vertreten. Dies
stärkte das Selbstvertrauen des noch jungen Vereines wesentlich.
Die Mitgliederzahl war weiter im Ansteigen. Auch innerhalb des Vereines tat sich
Einiges.
Als weitere Präsides folgten 1925 Dr. Franz Samma, 1926-1931 Dr. Adalbert Vogel,
1931-1932 Franz Xaver Kreuzer und 1932-1933 Josef Riedle.
Im Amt des Vorstandes folgten auf Anton Meyer: August Saumweber, Franz Schotter,
August Witty, Karl Kaiser, Karl Meßner und Josef Mohr.
Am 11. und 12. Juni 1933 fuhren 16
Mitglieder unseres Gesellenvereins zum 1. Deutschen Gesellentag nach München.
Bereits nach der Abendveranstaltung im Ausstellungspark kam es zu ersten
Zusammenstößen mit SA Gruppen. Am Sonntag musste der vorgesehene
Festgottesdienst um 10 Uhr im Ausstellungspark abgesagt werden. Das Tragen der
gelben Hemden sowie der Festabzeichen wurde verboten. Die Gesellen wurden
angewiesen die Gottesdienste in den Kirchen Münchens zu besuchen und danach nach
Hause zu fahren. Die Nationalsozialisten hatten ihre Einstellung gegenüber der
Kirche und deren Vereine deutlich gezeigt. In den Montagszeitungen wurden die
Gesellen als disziplinlose Gesellschaft angeprangert, was eine üble Verleumdung
war.
Bald danach verboten die Machthaber des
Dritten Reiches allen christlichen Jugendorganisationen jedes weitere Auftreten
in der Öffentlichkeit. Somit musste auch der katholische Gesellenverein Hochzoll
seine Vereinstätigkeit einstellen, aber in den Herzen der Mitglieder lebte er
weiter.
Der Ausbruch des Krieges ging auch am Gesellenverein Hochzoll nicht spurlos
vorüber. Eine große Zahl von Mitgliedern ließ ihr Leben in einem schrecklichen
Krieg. Wir wollen Ihnen stets ein ehrendes Gedenken bewahren.
Am 23. Februar 1947 war es wieder ein
Stadtkaplan H. H. Herr Josef Wassermann, ein Neffe des ersten Stadtpfarrers von Hl.
Geist Hochzoll, der die ehemaligen Gesellenvereinsmitglieder und zahlreiche
junge Männer zur Neugründung einer Kolpingfamilie rief. In der Gaststätte
Kramer, Friedberger Straße, wählten nach Namenseintragung in eine Aufnahmeliste
32 Mitglieder, in geheimer Wahl, Anton Engelhart zum Senior. Schriftführer wurde
Franz Meßner und Kassier Eduard Bauer.
Die Mitgliederzahl wuchs rasch, denn die Vereinsabende boten interessante
Vorträge, Lichtbilderabende und vor allem viel Gemütlichkeit im vertrauten
Kreise.
Das erste besondere Ereignis war am 10.
August 1947 ein Ausflug nach Ottobeuren. Mit der Bahn fuhr man zum Zielort, wo
es viel Schönes zu sehen gab. Dazu kam noch ein gutes Mittagessen, für
Vorwährungs- verhältnisse eine feine Sache.
Die erste Weihnachtsfeier wurde am 20.
Dezember 1947 im Vereinslokal Kramer abgehalten. Die musikalische Umrahmung
wurde mit Schallplatten gestaltet. Kaffee und Kleingebäck spendeten großzügige
Gönner und es war eine richtige Weihnachtsstimmung. Durch Gesang und
unterhaltsame Spiele fühlten sich alle Mitglieder in der Gemeinschaft verbunden.
Die erste bedeutende Veranstaltung nach dem
Krieg in der Öffentlichkeit, verbunden mit der nachträglichen 25 Jahrfeier der
Kolpingsfamilie Hochzoll, war die Weihe des Kolpingbanners am 18. April 1948.
Abordnungen mehrerer Kolpingfamilien mit Bannern waren bei der Festmesse in der
Kirche. Natürlich auch sehr zahlreich die eigenen Mitglieder. Der
Festgottesdienst um 10 Uhr wurde von H. H. Präses Wassermann gehalten, der auch
die Bannerweihe vornahm. Musikalisch wurde die Feier von der Lechhauser
Blaskapelle umrahmt. Nach dem Gottesdienst wurde unter den Klängen des »guten
Kameraden« ein Kranz am Kriegerdenkmal niedergelegt, zu Ehren der Gefallenen des
Vereines.
Nachmittags fanden in der Bahnhofsrestauration Fürst, Friedberger Straße, die
weltlichen Feierlichkeiten statt. Vertretungen von Diözese und Bezirk Augsburg,
H. H. Stadtpfarrer Josef Wassermann und Abordnungen anderer Vereine brachten
Glückwünsche dar. Die Mitglieder wurden ermahnt eifrig im Geiste Adolph Kolpings
weiter zu arbeiten. Lustige Einlagen gaben dem gelungen Fest einen heiteren
Rahmen.
Am 24. Oktober 1948 wurde im Vereinslokal Fürst die Abschiedsfeier von Präses
Josef Wassermann gehalten. Dabei wurde dem scheidenden Präses ein Gutschein für
ein Triumph Motorrad, gespendet von allen Mitgliedern der katholischen Vereine
in Hochzoll, übergeben.
Ein großer Tag in unserer Pfarrei war die
Weihe der neuen Hl. Geist Kirche am 29. Mai 1955 durch Bischof Dr. Josef
Freundorfer. Fast alle Kolpingmitglieder waren bei dieser Feier anwesend. Das
Kolpingbanner war Verpflichtung zur Mitarbeit in unserer Pfarrei sowie in
unserer Gesellschaft.
Für unsere Kolpingsfamilie ergab sich
danach die Möglichkeit, größere Veranstaltungen im Pfarrsaal abzuhalten. Wir
waren deshalb in den nächsten Jahren nicht nur im Nebenzimmer des Vereinslokales
Gaststätte Lutz, Friedbergerstraße. Seit dem Umbau mit Erweiterung des
Pfarrsaales im Jahre 1970 halten wir unsere Versammlungen in den Räumen des
Pfarrzentrums ab.
Am 10. und 11. Oktober 1970 feierten wir unser 50jähriges Vereinsjubiläum. Die
Feierlichkeiten wurden eröffnet mit einem Festakt am Samstagabend im Pfarrsaal.
Der damalige Diözesanpräses Monsignore Maximilian Köck hielt die Festansprache
und ehrte die Gründungsmitglieder August Saumweber, Josef Klostermaier und Max
Trieb für 50 Jahre Treue zu Adolph Kolping. Den Festgottesdienst am Sonntag um
9
Uhr zelebrierte Prälat Dr. Adalbert Vogel zusammen mit Dekan Josef Wassermann
und Präses Günter Rehle. Ferner waren anwesend die geistlichen Herren Joachim
Wawrok und Alois Kirchberger. Zahlreiche Banner- und Fahnenabordnungen vertraten
die Kolpingsfamilien des Bezirkes Augsburg, sowie die anderen Hochzoller
Vereine.
Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes, sowie die Umrahmung des
gemütlichen Ausklanges am Sonntagabend im Pfarrsaal, hatte die Musikkapelle Völs
am Schlern aus Südtirol übernommen. Das gemeinsame Mittagessen fand im
»Zieglerbräu« Friedberg statt. Nachmittags wurde von unserem Vorstand Alois
Kühbacher, in Begleitung der anwesenden Geistlichen, auf dem Hermannfriedhof in
Augsburg, am Grab von H. H. Geistlichen Rat Josef Wassermann, ein Kranz
niedergelegt.
Im Januar 1975 schlossen sich 10
Jugendliche zu einer Jungkolping Gruppe zusammen. Bei der Weihe des Jungkolping
Banners am 23. November 1975 konnten 24 junge Menschen offiziell als Mitglieder
in unsere Kolpingsfamilie aufgenommen werden.
Dem Namen »Kolpingsfamilie« wurden wir
gerecht, als wir 1977 die ersten Frauen in unsere Gemeinschaft aufnahmen.
Am Samstag den 27. September 1980 feierte
unsere Kolpingsfamilie das 60jährige Gründungsfest.
Den Festgottesdienst, abends um 18 Uhr, hielt
unser Herr Präses Alois Egger in Konzelebration mit Herrn Stadtkaplan Maier. In
der Festpredigt wies unser Herr Präses auf das zeitlose Programm Adolph Kolpings
hin. Der Gottesdienst wurde musikalisch umrahmt von unserem Kirchenchor unter
der Leitung von Frau Greisl. Anschließend konnte Vorstand Wolfgang Heisinger im
Pfarrsaal zahlreiche Ehrengäste, sowie Abordnungen von anderen Kolpingsfamilien
des Bezirkes und Hochzoller Vereine, begrüßen. Als Vertreter der Diözesanleitung
ermahnte uns Heinz Gams weiter zum Wohle unserer Kolpingsfamilie und unserer
Gemeinschaft zu wirken.
Eine besondere Ehrung wurde unserem
Gründungsmitglied August Saumweber zuteil. Als Dank für 60jahrige Mitgliedschaft
erhielt er neben der Urkunde eine schöne Kerze. Das Kolping-Lied zum Abschluss
war für alle Verpflichtung das Werk Kolpings weiter zu führen.
Ein großes Fest unserer Kolpingsfamilie war
die Weihe der restaurierten Gesellenvereinsfahne am Sonntag den 4. Dezember
1983. Beim Festgottesdienst um 9 Uhr folgten 17 Banner und Fahnen des Diözesan-
und Bezirksverbandes Augsburg unserer neuen Fahne in die Pfarrkirche. In
Konzelebration mit H. H. Georg Albrecht feierte unser Herr Präses Alois Egger
das Hochamt. In seiner Predigt wies er auf den Sinn der alten Fahne hin. Dann
erfolgte die erneute Weihe der von den Klosterschwestern in Hohenwart
restaurierten Gesellenvereinsfahne.
In der folgenden Feierstunde im Pfarrsaal
konnte unser Vorstand Heinrich Eberl zahlreiche prominente Gäste, sowie
Abordnungen von anderen Kolpingfamilien und Vereinen begrüßen. Er bedankte sich
bei Allen, die durch ihre Spenden es ermöglichten, dass unsere
Gesellenvereinsfahne restauriert werden konnte und wie neu aussieht. Die
Festrede mit dem Thema »Kolping einst und heute« wurde gehalten vom
Diözesanvorstand Bernhard Schneider. Unser langjähriger Vorstand Alois Kühbacher
wurde mit dem silbernen Kolpingtaler ausgezeichnet.
Das gemeinsame Mittagessen war im Sportheim der DJK 62 Hochzoll in der
"Zugspitzklause".
Als Präsides waren seit der Neugründung
1947 in unserer Kolpingsfamilie tätig:
1947-1948 Josef Wassermann
1948-1950 Karl Schärfler
1950-1953 Albin Senft
1953-1957 Friedrich Glaser
1957-1961 Fritz Kaiser
1962-1966 Alois Egger
1966-1967 Georg Albrecht
1967-1969 Oskar Hofer
1969-1970 Gunter Rehle
1970-1973 Helmut Härtle
1973-1998 Alois Egger
seit 1998 Albert Miorin.
Zum Senior wurden seit 1947 gewählt:
Anton Engelhard
Paul Eisele
Ludwig Trieb
Alois Kühbacher
Wilhelm Zonninger
Karl Elstner
Günter Almis
Josef Lutz.
Als Vorstand:
von 1963-1977 Alois Kühbacher
1977-1983 Wolfgang Heisinger
1983-1995 Heinrich Eberl
1995-2005 Hermann Högenauer
und seit 2006 Brigitte Falch.
Seit 1986 unternimmt unsere Kolpingsfamilie wieder Mehrtagesausflüge mit
modernen Reisebussen. Besondere Höhepunkte waren die 6 Tagefahrt nach Wien 1987,
die 3 Tagefahrt an den Rhein 1988 sowie die Romfahrt vom 25.10.-31.10.1991
anlässlich der Seligsprechung Adolph Kolpings am 27.10.1991 durch Papst Johannes
Paul II. 1994 waren wir 5 Tage Gast auf der Schönburg in
Oberwesel. Dabei besuchten wir auch das Kolpinghaus in Köln und natürlich das
Kolpinggrab in der Minoritenkirche.
Veranstaltungen in der Öffentlichkeit waren
seit Jahren die halbjährlich stattfindenden politischen Frühschoppen. Namhafte
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Bundes- und Landtagsabgeordnete sowie
Kommunalpolitiker standen im Pfarrsaal zu aktuellen Fragen Rede und Antwort.
In vielen Versammlungen wurden zu religiösen Themen Vortrage von unseren Präsides bzw. von Theologen gehalten. Auch das Sachgebiet Ehe und Familie wurde
in Vorträgen und Diskussionen angesprochen.
Besonders aktiv ist unsere Kolpingfamilie im Bestreben die Gemeinschaft bei den
Mitgliedern und in der Pfarrei zu stärken. Gesellige Veranstaltungen sind die
jährlich stattfindenden Pfarr- und Oktoberfeste sowie unsere
Tanzveranstaltungen. Die Badefahrten nach Bad Gögging erfreuen sich großer
Beliebtheit. Auch das Kegeln in der Kolpingfamilie wie auf der Bezirksebene
findet Gefallen.
Seit Januar 1991 gibt es bei uns die
Kolping Frauen-Gruppe. Bei ihren monatlichen Treffen gestalten sie ihr eigenes
sehr abwechslungsreiches Programm. Auch bei Veranstaltungen unserer
Kolpingfamilie ist die große Aktivität der Frauen-Gruppe nicht mehr wegzudenken.
Als weiteren Spross der Kolpingfamilie Hochzoll gab es seit 1994 bis zum Jahre 2004 einen Kreis junger Familien, der sich jedoch nach 10 Jahren mangels Nachwuchs auflösen musste.